Wieder einmal meine "Hausstrecke"
Abends, halb neun. Als ich heute morgen meine "kleine Runde" um den Wall lief wollte ich es eigentlich für heute dabei bewenden lassen. Immerhin habe ich meinen Streak erfüllt und freue mich über meinen 60.sten Tag, an dem ich täglich laufe und bereits 641 km zurücklegte. Aber häufig kommt es anders als man denkt und so lief ich halt noch eine größere Runde am Abend.Manchmal hauen einen halt schlimme, private Nachrichten aus der Bahn - und in einem solchen Falle schnüre ich die Asics und laufe mir den Kopf frei. Stets bezeichnete ich mich als "Kopf-frei-Läufer", nie war das so wahr wie heute.
internett - 13. Sep, 21:48


Morgens, drei Uhr. Wie so oft kann ich nicht einschlafen und wälze mich hin und her. Nachdem ich bis ca. ein Uhr noch (relativ) kreativ war wollte ich eigentlich nur noch todmüde ins Bett fallen. Dummerweise spielten meine Beine nicht mit, vermutlich leide ich seit Neuestem unter "restless legs", und auch der Kopf wollte einfach nicht zur Ruhe kommen. Plötzlich kam mir das Zitat von Emil Zapotek in den Sinn - und irgendwie hat er ja recht. Also raus aus den Federn, erstmal einen Kaffee kochen und dann schnell die Laufschuhe geschnürt. Nicht nur die Luft war angenehm kühl, auch die Ruhe und Stille war ein Traum. Selten fühlte ich mich so mit mir im Einklang. Nach der kleinen Wallrunde entschloß ich mich daher, die große Wallrunde direkt folgen zu lassen. Es ist für mich immer wieder ein Phänomen, wie man sich quasi in einen Rausch laufen kann. Mit sich und den Gedanken alleine, auf den Körper hörend, gleichmäßig laufend, wie ein Uhrwerk. Alles andere um einen herum gar nicht da. Schwer zu beschreiben, zugegebenermaßen. Und dennoch was ganz Besonderes. Heute weiß ich einmal mehr, warum ich mich dem Laufen verschrieben habe. 17 Kilometer Spaß haben was.
14.00 Uhr. Die Luft ist grausam schwül, das Quecksilber liebkost die Zahl 31 des Thermometers: Zeit, zu laufen!
Es ist schon verrückt. Seit Wochen laufe ich meiner Form hinterher und vermisste schmerzlich das geliebte "runners high". Nachdem ich gestern bis in die Nacht programmierte und trotz entsprechender Müdigkeit nicht schlafen konnte entschloss ich mich, die Kayano zu schnüren und einfach mal loszulaufen. Und, siehe da: nach cirka 2 Kilometern ging der Puls runter auf 128, das Wohlgefühl stellte sich ein und ich lief mit dem geliebten "Tunnelblick", vergaß alles um mich herum und genoß den Lauf einfach. Die kleine Wallrunde reichte mir heute morgen nicht, daher lief ich noch die große Runde bis nach Bad Salzuflen, von dort dann in den Stuckenberg zum Bismarckturm und von dort dann wieder zurück. 22,5 km später war ich wieder zu Hause; nicht, ohne mir zuvor frische Brötchen geholt zu haben. Und nun ruft das Frühstück ;-)
Hitzeschlacht bei rund 30 Grad Celsius und ein Kuriosum gleich zu Beginn: 850 Teilnehmer warten geduldig auf den Startschuss. Komischerweise fiel dieser nicht am Start, sondern irgendwo weit hinter der Läuferschlange. Damit nicht genug: die Verwirrung war groß, als sich der Tross in Bewegung setzte - und zwar in verschiedene Richtungen! Letztlich fand sich das Feld dennoch zusammen und lief in eine Richtung *g*. Walter und ich starteten aus der ersten Reihe (ich habe das kaum auffallende orangefarbene Laufshirt an). Walter legte los wie die Wildsau im Walde und lief einen für mich utopischen 4er Schnitt, dem ich mich dummerweise zunächst anpasste. Nicht mein Tempo, schon gar nicht, wenn die Nebenhöhlen dank Heuschnupfen zu sind. Also nahm ich nach 2 Kilometern das Tempo raus und quälte mich mit brennenden Augen und wenig Luft über 2 anstatt der avisierten drei Runden. Es war einfach nicht mein Tag; aber auch das gibt es halt. Immerhin war der Widufixlauf an sich ein voller Erfolg: mehr als 20.000 Euro kam durch Sponsoren zusammen, es wurden 4 neue Ausbildsplätze erlaufen. Was bedeutet da schon Heuschnupfen ;-)
Wie bereits im letzten Jahr laufen wir (Walter und ich) auch in diesem Jahr wieder für die Ausbildungsförderung im Kreis Herford. Dieses Mal findet der Widufix-Lauf in Bünde statt, und auch dieses Mal werden wir wieder "bezahlt" laufen, nämlich für eine heimische Firma als Sponsor.
Tja, ursprünglich wollte ich zusammen mit Walter ja den Hermannslauf bestreiten - dummerweise zeigte sich in den letzten gemeinsamen Läufen, daß ich nicht fit war. Der Kreislauf spielte verrückt und ich entschloss mich, den Hermannslauf zu canceln. Natürlich fiel mir die Entscheidung schwer, habe ich doch monatelang daraufhin trainiert. Kopfmäßig war das schon eine harte Nuss. Immerhin konnte mir auch mein Sportarzt keine Diagnose stellen. Aus der Bahn wirft es einen trotzdem erst einmal.
Was zeigt die schicke Grafik? Genau. Sie zeigt verschiedene Laps, obwohl ich as usual gelaufen bin. Und zwar nicht verschiedene Runden, sondern schlichtweg kreuz und quer um den Herforder Wall unter der Zielsetzung, heute mal so um die 5, 6 Kilometer im Renntempo zurückzulegen.
